Durch die Westfjorde in Island Teil 1

Veröffentlicht am 1. September 2024 um 15:54

Die Westfjorde bezaubern uns mit einer immer wieder wechselnden Landschaft und Natur, ihrer Stille und Abgeschiedenheit. So bist du im einen Moment in einer Fülle von Farben und üppiger Fauna und Flora,und im nächsten Moment umgibt dich eine Mondlandschaft die leerer oder eintöniger nicht sein kann. Entlang der Fjorde mit unzähligen kleinen und großen Wasserfällen, und immer die Chance auf eine Walsichtung. Aber beginnen wir am Anfang.  :0)

 

Sturm, Wind und Regen sind noch immer unsere ständigen Begleiter , und so entschließen wir uns zwei Tage in Drangsnes zu verbringen.

In Drangsnes direkt an der Hauptstraße sind drei Hot Pots die kostenfrei genutzt werden dürfen, wenn jemand eine kleine Spende dalassen möchte gibt es eine Kasse um dies zu tun. Als wir vorbei kommen sind die Pot allerdings besetzt , weswegen ich auf ein Google Foto zurück greifen muss.

Die nächsten zwei Tage stehen unter dem Motto  :" ich bin seekrank". 

Was am Anfang noch witzig und angenehm war , ist jetzt nur noch zum Heulen. Ständig ist mir schwindelig und übel von der Schaukelei durch den Wind und Sturm. Mein einziger Lichtblick sind die Schafe die ich vom Bett aus beobachten kann, und wünsche mir die Situation genauso stoisch auszuhalten wie die drei. 

Als es mir ein wenig besser geht machen wir uns auf den Weg zur alten Heringsfabrik in Djupavik.

Allein der Weg dorthin ist ein Abenteuer der besonderen Art. Entlang der Küste mit Blick auf die tollste Berglandschaft und einer Rumpelpiste mit Schlaglöchern deren Größe und Tiefe kaum zu glauben ist. Aber unser Bruno lässt uns nicht im Stich und mit dem fahrerischen Können von Thomas kommen wir gut und sicher an. 

Djupavik ist ein typisches Beispiel für einen Ort, der im Heringsboom gegründet wurde und sich danach in einen Geisterort verwandelte. Im Jahr 1917 entstand die erste Fabrik für Salzhering in der bis dorthin unbesiedelten Bucht. Die Fabrik musste aber schon 2 Jahre später Konkurs anmelden und auch ein Rettungsversuch durch neue Besitzer wurde in den 1920er Jahren aufgegeben. Erst 1934 wurde auf dem Gelände eine neue Fabrik gebaut. Da Djupavik auf dem Landweg nicht erreichbar war, musste das gesamte Material auf dem Seeweg in die Bucht gebracht werden. Im Jahr 1954 musste die Fabrik wieder geschlossen werden und Djupavik wurde langsam zur Geisterstadt. Daran konnte auch der Bau der ersten Straße nichts mehr ändern.  Heute bzw. seit Anfang der 80er Jahre kann man im ortsansässigen Hotel sehr lecker essen und eine gute Zeit verbringen.

Der imposante Wasserfall der hinter der Fischfabrik vom Berg stürzt ist der Djupavikurfoss. 

Zu gerne hätte wir unseren Bruno neben diese alte Feuerwehr gestellt, aber wie das Leben so spielt.

Als wir einen Parkplatz gefunden haben , geht der Zündschlüssel nicht aus dem Schloss. Nachdem wir das halbe Cockpit auseinander gebaut haben um ans Zünd- und Lenkradschloss zu kommen ist der Gedanke an das Foto weg.

Nach einigem Hin und Her , ( ich hab keine Ahnung was Thomas da wirklich macht ) ist der Schlüssel raus und wir können das kleine Dörfchen anschauen gehen.

Der alte Fischerkutter der einfach an Land gezogen wurde um langsam vor sich hin zu rosten,  hat uns besonders beeindruckt. 

Wir fahren die Rumpelpiste zurück, weil wir noch in den Hot Pot Hörgshlidarlaug sitzen möchten.

Dieser Plan ist schnell verworfen, denn wir sehen einen Wal im Fjord schwimmen. Diesmal keinen schlafenden Buckelwal, sondern einen der sich richtig schön zeigt. Also umfahren wir die Spitze des Fjordes und halten an einer Ausweichbucht an , um diesen schönen Kerl zu fotografieren.

Der Wal macht uns die große Freude ihn für mindestens 15 Minuten betrachten und ablichten zu dürfen, bevor er endgültig abtaucht und verschwindet. Tiefe Dankbarkeit erfüllt mich in diesem Moment, ein so wundervolles Geschöpf mit eigenen Augen gesehen zu haben.

Mit diesem Hochgefühl und einem dicken Grinsen im Gesicht fahren wir weiter zum Hotel Reykjanes. 

An das Hotel ist ein schöner Campingplatz angegliedert mit  "HURRA" heißem Wasser in der Dusche. Über das Hotel kann man in den Rezessionen lesen, dass es in die Jahre gekommen aber super sauber ist und ein tolles Frühstück anbietet. Ein richtiger Pool mit warmen Wasser aus eigener heißer Quelle, darf gegen Aufgeld mit benutzt werden.

 

Und weiter geht´s...

Wir umrunden den Fjord und fressen viele Kilometer, also ein reiner Fahrtag. Vorbei am View Point "Seals, Whales and Canoes.

Hier können wir Seehunde filmen und fotografieren. Es macht irre viel Spaß die Seehunde zu beobachten. 

Wir übernachten in Sundavik und fahren am nächsten Tag nach Isafjördur. Der Lebensmittelmark BONUS ist die richtige Wahl um etwas Geld zu sparen, weil die Preise ziemlich hoch sind. Im Hafen von Isafjördur haben zwei Kreuzfahrtschiffe angelegt und die Passagiere überschwemmen den kleinen Ort. Nach einer kurzen Mittagpause erklimmen wir den Bunarfoss , steigen bis hoch und genießen den Blick auf die Bucht. Zu meiner großen Freude wachsen entlang des Wasserfallweges Heidelbeeren, herrliche , reife Heidelbeeren. Mhmmm lecker. 

Nachdem wir die Drohne haben fliegen lassen, machen wir uns an den Abstieg. Ich sammle noch eine Schale Blaubeeren aus denen ich am Nachmittag Kucken backen möchte.

 

Die Nacht verbringen wir auf dem Campingplatz in Flateyri, der eigentlich ein sehr schöner Platz ist. Dumm nur dass vor uns die Vandalen gehaust haben. Überall liegt Müll und zurückgelassene Campingartikel :0(  auf der Wiese.

Von Flateyri geht´s weiter nach Pingeyri wo wir für drei Nächte stehen bleiben.

Pingeyri ist der  älteste Handelsplatz im Bezirk Vestur-Isafjardarsysla.  Hier hatten im späten 18. Jahrhundert  amerikanische Fischer ihren Stützpunkt. Das Lagerhaus aus dem Jahr 1733 zählt zu den ältesten isländischen Gebäuden.1996 wurde die Gemeinde mit fünf weiteren Gemeinden zur Ísafjarðarbær vereint. Der Ort hatte Anfang 2023 sage und schreib 280 Einwohner :0)  .

Wir stehen direkt am Fjord und immer wieder bleibt uns der Mund offen stehen, wenn wir sehen wie Dorfbewohner zum Schwimmen hierher kommen. Ich schaue zwei älteren Damen zu wie sie mit Neoprenschuhen und Handschuhen in das eiskalte Wasser gehen, darin stehen bleiben und sich angeregt unterhalten... Die Außentemperatur ist im niederen zweistelligen Bereich ! Als die Damen dann tatsächlich auch schwimmen, bleibt mir die Spucke weg. Taffe Mädels !!!

Wir beschließen dies auch zu versuchen...

Thomas kommt bis zum Bauchnabel ins Wasser, ich schaffe es für kurze, wirklich sehr kurze Zeit vollständig im Wasser zu sein.

Bei 9°C Wassertemperatur und einer Außentemperatur von 11°C.  Ich fühle mich schon so hart gesotten wie die Mädels die ich beobachtet habe. Unser Plan war nach dem Schwimmen im FJord heiß duschen zu gehen, leider gibt es auf diesem Campingplatz kein heißes, noch nicht mal warmes Wasser für uns. Aber solange es noch Kaffee und Tee gibt, ist auch das kein Problem.

So verbringen wir die Tage mit Videoschneiden und Blog schreiben. Gehen durch das Dorf spazieren, und lassen alles erlebte ein wenig sacken.

 

Von Pingeyri aus führt unser Weg über die Bergrücken auf der Passstraße  626 in Richtung Bildudalur. Von oben hat man einen traumhaften Blick auf Berge und Täler, und selbst in dieser Höhe sind noch immer Schafe unterwegs. 

Was für ein Glück, dass uns die Sonne an diesem Tag wohlgesonnen ist und die Landschaft in allen Farben strahlen lässt. Wir können uns gar nicht satt sehen, so schön ist die Kulisse. Die Straße ins Tal ist sehr abenteuerlich und ich bin heilfroh dass ich nicht in die Schlucht schauen kann, in die es heftig steil abfällt. Für Thomas ein großer Spaß, der diese Art der Straßenbeschaffenheit einfach mag und auch genießen kann. 

Unten im Tal kommen wir am Gljufurarfoss vorbei und das erste was mir dabei in den Sinn kommt ist ein "Brautschleier " , oder was denkt ihr ?

Wir lassen hier die Drohne in die Luft und sparen uns den Weg nach vorn, wo eine reine Völkerwanderung stattfindet.

Stattdessen fahren wir rund 50 km weiter zu einem Hot Pot, auf den ich mich schon lange freue. Direkt an der Straße ist ein zweigeteiltes Becken mit warmen Wasser und Blick auf den Fjord. Wir sind jedoch nicht die einzigen die das erleben wollen, denn der Pool ist voll.

Ein Stück nach hinten versetzt ist jedoch ein natürliches Becken, und hier lassen wir uns nieder. Herrliche 40 °C, eine Traumkulisse und Sonnenschein, was kann es schöneres geben.

 

Nach einer ausgiebigen Badesession räumen wir den Teich für die nächsten , die schon geduldig warten bis wir endlich gehen. 

Das Lustige ist, die Wartenden waren zuvor in dem gemauerten Becken. Als diese dann gesehen haben dass der Teich auch genutzt werden kann, wollten alle hierher.  ;0)

 

Wir fahren jetzt die Küstenstraße entlang , bis wir dieses Schätzchen sehen. Natürlich muss ich es fotografieren.

Schon von Anfang an, sehen wir immer wieder alte Autos, LKW´s oder Land- und Baumaschinen die einfach abgestellt wurden und nun fröhlich vor sich hin rosten. Unser Gedanke dazu ist der, dass es wahrscheinlich zu kostenintensiv wäre die Fahrzeuge zu entsorgen.

Nach diesem ereignisreichen Tag kommen wir in Bildudalur an und können als krönenden Abschluss noch das Bergglühen bewundern.

 

Unser nächstes Ziel ist Talknafjördur. 

Der Campingplatz in Talknafjördur ist für Kinder wie geschaffen. Eine große Hüpfblase, viel Platz zum Fußballspielen, und das Schwimmbad ist direkt am Platz wo auch die Duschen verwendet werden können.

 

 

Auch hier gibt es einen Hot Pot mit dem schönen Namen Pollurin... Wir hoffen dass der Name nicht Programm ist.

Aber als wir ankommen ist der Pot oder besser das Becken mit acht Personen sowieso voll. Also machen wir erst einmal Mittag, essen gemütlich und trinken Kaffee. Dieser Hot Pot hat eine Umkleide , eine Dusche und ein WC und das ganze ist völlig kostenlos aber eine Spende wird gerne angenommen und sollte auch gemacht werden. Nach etwa einer Stunde haben wir den Pot für uns, können uns zurücklehnen , das warme Wasser genießen und den Blick auf den Fjord und die Fischzucht Anlage bestaunen.

 

Da wir ohne Zeitdruck reisen können, bleiben wir wieder für zwei Nächte stehen, und wollen einmal mehr wandern gehen.

Der Besitzer des Campingplatzes hat nach eigenen Angaben zwei Wanderstrecken auf den Berg gekennzeichnet und empfiehlt diese Trails zu erkunden.

Doch bevor wir auf den Berg wandern, kommen wir im Dorf an einem Gewächshaus vorbei in dem ein Automat steht, an dem man frischen Fisch, Fischsuppe und Fischbällchen kaufen kann. Es steht auch eine Mikrowelle da um das gekaufte zu erwärmen. An einem Kartengerät darf man mit Karte bezahlen oder cash in eine Vertrauenskasse. Was für eine schöne Idee, und hoffentlich bezahlt auch jeder. Wir nehmen hier ein halbes Brot mit richtiger Kruste und Körner mit, was wie wir feststellen mussten eher selten zu kaufen ist. Hier gibt es "Flauschi Brot", weich wie Hamburgerbrötchen.

Und dann beginnt eine Wanderung der besonderen Art. Wir folgen den gelben Wegmarkierungen (gelbe Holzpflöcke) und gewinnen rasch an Höhe, und plötzlich ist keine Markierung mehr zu sehen. Also folgen wir dem schmalen Trampelpfad über ein Geröllfeld immer weiter den Berg rauf. Es kommt kein Hinweis mehr auf unseren Trail, aber egal irgendwann sind wir oben. Hier sind auch wieder die Holzpflöcke und führen uns an die Kante des Berges.

Was für eine tolle Belohnung nach diesem Aufstieg. Wir müssen irgendwo einen Abzweig verpasst haben und sind den Weg der Schafe gegangen , aber am Ziel angekommen. Thomas lässt die Drohne fliegen und zu unserer großen Freude kommt auch ein wenig die Sonne raus. Hier gehe ich das erste Mal auf Instagramm live, und berichte über unser Erlebnis . Der Rückweg gestaltet sich wesentlich einfacher, weil wir jetzt den richtigen Weg sehen und diesen natürlich auch nehmen.

Am Fuß des Berges wachsen wieder Blaubeeren in Hülle und Fülle , und natürlich sammeln wir in unserer inzwischen leeren Brottüte Heidelbeeren .  ;0)

Bevor unsere Fahrt in Richtung Breidavik weiter geht, besuchen wir nochmal den Pollurin , was meinen müden Muskeln sehr gut tut.

Ich habe einen ordentlichen Muskelkater von unserer Wanderung über das Geröllfeld.

 

Weiter geht´s entlang der Küste bis zu einem alten Fischerboot dem Garda BA 64.

 Das 1912 in Norwegen erbaute Schiff war ursprünglich sowohl mit Segeln als auch mit Dampfmaschinen ausgerüstet und für den Walfang im Südatlantik bestimmt. 1936 verkaufte Norwegen die Globe IV - so der erste Name des Schiffes - an die Färöer Inseln, die es nach dem Zweiten Weltkrieg wiederum an Island weiter verkauften. Dort wurde es in Siglunes SI 89 umgetauft und die Dampfmaschinen durch Dieselmotoren ersetzt. 1963 wechselte das Schiff seinen isländischen Eigentümer und erhielt schließlich den Namen Garðar. Im Dezember 1981 wurde das Fischereischiff ausgemustert. Doch anstatt es im Meer zu versenken, schleppte man es an die Küste des Tals Skápadalur . Seitdem rostet das älteste Stahlschiff Islands vor sich hin.

In Hnjotur geht die Rostsammlung weiter ...

Das Volks- und Luftfahrtsmuseum Hnjótur in den südlichen Westfjorden vermittelt einen Einblick in das Leben um die Wende zum 20. Jahrhundert. Egill Ólafsson sammelte im Laufe seines Lebens unzählige Alltagsgegenstände und stellte diese zunächst in seinem Wohnhaus auf dem Hof Hnjótur aus. 1983 eröffnete schließlich das Museum, dem inzwischen auch eine Ausstellung zur isländischen Luftfahrtgeschichte angeschlossen ist. Die im Jahr 1930 von Deutschland nach Reykjavik transportierte Halle gegenüber des Museums beherbergt u.a. ein russisches Frachtflugzeug von 1967, das 1997 in den Westfjorden notlanden musste, sowie ein älteres Flugzeug der US-Navy. (Quelle ELDEY.de)

Weiter zum Vogelfels Latrabjarg wo wir noch einen einzelnen Papageientaucher sehen, der leider davon fliegt bis ich endlich die Kamera scharf habe.  Hier ist es einmal mehr extrem windig, was aber die in den Felsspalten sitzenden Vögel nicht im geringsten stört. 

Latrabjarg ist der westlichste Punk Islands. Vom Parkplatz am Leutchturm aus lassen sich ausgedehnte Wanderungen entlang der  Vogelfelsen unternehmen. In den bis zu 400 Meter hohen Steilklippen von Látrabjarg nisten zahllose Seevögel. Neben Möwen und Basstölpeln ziehen hier in den Sommermonaten auch unzählige  Puffins  ihre Jungvögel groß.           

Nach einem ausgedehnten Spaziergang und vielen Fotos später, kommen wir windzerzaust und ordentlich durchgefroren an Bruno an, und fahren unseren Schlafplatz auf dem Campingplatz in Breidavik an. Wir genießen nicht nur eine heiße Dusche, sondern auch noch einen wunderschönen Sonnenuntergang an einem herrlichen Strand.


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Sigrid
Vor 8 Monate

tolle Bilder vom Wal und die Robben ,
Und so viel Rost :)